Das Phänomen, dass heute als "Stress" bezeichnet wird, hat viele Gesichter. Seine Symptome, die Auswirkungen auf uns selbst und unser Umfeld, die Wechselwirkungen zwischen Berufs- und Privatleben, sogenannte Spillover, sind so individuell, wie wir selbst. Genauso individuell sind auch unsere Ressourcen und Bewältigungsstrategien, um damit umzugehen und Stress zu vermeiden oder zu verringern. Es gibt viele beeinflussende Faktoren, die die Wissenschaft analysiert hat, z.B. Persönlichkeitsfaktoren wie Optimismus oder Resilienz oder auch Faktoren aus unserer Entwicklung und Erziehung, also der Einfluss, den unsere Eltern und andere Bezugspersonen auf uns hatten und haben und vieles mehr. Aus diesem Grund gibt es auch nicht den EINEN Weg, um mit Stress umzugehen.
Für den einen ist schon eine rote Ampel oder Stau auf der Autobahn ein Auslöser für Herzrasen, Kopfschmerzen, Unruhegefühle, für andere ist es eine Möglichkeit, etwas zur Ruhe zu kommen, die Musik lauter zu drehen, Nachrichten zu hören oder mit Kollegen oder Freunden zu telefonieren (mit Freisprechanlage - versteht sich..). In vielem Fällen ist das Problem der Zeitdruck, dem wir uns sehr oft selbst aussetzen. Wir glauben, die Erwartungen anderer Menschen an uns erfüllen zu müssen. Harmonie in sozialen Beziehungen ist eine wichtiger Motivationsfaktor dafür.
Es geht nicht darum, dass wir keine Zeit haben, sondern darum, sie sich zu nehmen, also explizit in unseren Wochenplan zu integrieren. Hier können wir uns auch etwas selber überlisten. Schauen Sie sich Ihre Termine für nächste Woche an, wo sind da (auch kleine) Lücken?
Als nächstes überlegen Sie sich, was Sie gerne tun, wobei können Sie Probleme und Belastungen loslassen, womit bekommen Sie den Kopf mal frei, was tut Ihnen gut? Das tragen Sie sich dann in den Kalender für nächste Woche als festen Termin ein und freuen Sie sich darauf. Haben Sie kein schlechtes Gewissen, weder vorher, dabei oder danach. Zeit für uns selbst ist so wichtig, um Energie zu tanken, ausge-glichener zu sein und uns mit uns selbst wohlzufühlen. Das spricht das Belohnungszentrum im Gehirn an und sorgt dafür, dass Sie sich wohl und energiegeladen fühlen. Genießen Sie Ihre kleinen Auszeiten ganz bewusst! Vielleicht bekommen Sie in der ersten Woche nur kleine Aktionen im Kalender unter, weil die Woche schon zu voll ist oder Sie sich unsicher dabei fühlen, ob Sie das auch schaffen. Das macht nichts, fangen Sie mit kleinen Schritten an. Wenn Sie das konsequent jede Woche tun, werden Sie immer sicherer und werden sich auch bewusst mehr Freiräume schaffen.
Hier einige kleine Vorschläge:
- Radfahren an den Strand / an den See
- Spazieren gehen / Wandern
- Schwimmen, Segeln, Surfen, Fußball / Handball / Volleyball spielen
- asiatische Kampfsportarten
- Klettern / Bergwandern
- Fitness Studio
- mit einem guten Buch auf die Couch / auf den Balkon / in den Garten / in den Park
- mit Freunden treffen
- einen schönen Abend mit dem/r Partner/in, der Familie
- Shopping
- Sauna / Wellness
- Entspannungskurse: Yoga, PMR, Autogenes Training, Fantasiereisen, Atemtechniken
- Kurzurlaub / Ausflüge mit der Familie, alleine, mit Freunden
- Kino / Theater / Konzert / Ausstellungen
- durch die Stadt bummeln
- Kaffee trinken / Mittag- oder Abendessen gehen
Selbst wenn Ihnen einige Punkte banal vorkommen, alles, was Ihnen gut tut, wobei Sie sich wohl fühlen, sorgt dafür, dass Sie sich entspannen und loslassen können, durchatmen und Kraft tanken können. Wichtig ist, dass es IHNEN Spass macht.
Der erste Schritt ist immer schwierig, vor allem, wenn uns der Beruf und die Familie kaum Zeit für uns selbst lassen. Wenn Sie besser auf sich acht geben und sich regelmäßig kleine Auszeiten für sich selber gönnen, können Sie Belastungen und Problemen besser begegnen und sind ausgeglichener. Das kommt auch Ihrem Privatleben und dem Job zugute. Hören Sie in sich hinein, was tut IHNEN gut, was möchten Sie gerne (wieder) tun, wonach sehnen Sie sich. Das ist für jeden etwas Anderes. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie Ihre eigenen Ressourcen finden und stärken, mit denen Sie Ihren eigenen Stressauslösern begegnen können.
Natürlich ist es auch wichtig, sich die andere Seite der Stresswaage, die Stressoren, anzuschauen und abzubauen, sofern dies möglich ist. Darüber hinaus können bestimmte Methoden dabei helfen, persönliche Merkmale und Strategien, die zur Stressbewältigung nötig sind, zu verändern und zu stärken.