Womit fangen wir an? Vielleicht mit den klassischen Psychologen , die Sie sicher aus Film und Fernsehen kennen. Die Couch und so… Gut, die Couch steht nur in einigen Behandlungszimmern, aber lassen wir das fürs Erste und kommen später darauf zurück. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, die Psychologen. Hier geht die erste Verwirrung schon los. Es gibt Diplom-Psychologen . Die haben einen Universitätsabschluss in Psychologie. Seit einigen Jahren stürmen aber auch B. Sc.- und M. Sc.-Psychologen den Markt. Was hat es damit auf sich? So kompliziert es klingt, so war der Grundgedanke der Politik ganz einfach. Das deutsche Diplom sollte gegen zwei alternative Abschlüsse eingetauscht werden: Bachelor und Master. Im Falle der Psychologie, die zu den Naturwissenschaften zählt, in den Bachelor of Science (B. Sc.) und den Master of Science (M. Sc.). Die Abschaffung des Diploms und die Einführung der neuen Abschlüsse sollte einen internationalen Vergleich sichern. Heutzutage gibt es nicht nur viele M. Sc.-Psychologen. Nein, fast jedes universitäre Studium bildet Bachelor und Master-Studenten aus.
Wie lange dauert so ein Studium der Psychologie?
In der Regel sind Studenten 3 Jahre mit dem Bachelor, in dem Grundlagen der Psychologie, also der Wissenschaft vom Erleben und Verhalten der Menschen, beschäftigt. Ungefähr 2 Jahre nimmt der Master-Abschluss in Anspruch, der häufig eine Spezialisierung, zum Beispiel im klinischen Bereich, beinhaltet.
Sind es denn die Psychologen, bei denen ich eine Therapie, Beratung oder ein Coaching wahrnehmen kann?
Ja und nein…Es wird noch komplizierter. Ein Psychologe darf beraten und coachen, eine Therapie darf er nur mit angeschlossener Weiterbildung in Psychotherapie anbieten, das heißt wenn er Psychotherapeut oder Heilpraktiker für Psychotherapie ist. Dazu später mehr.
Was machen denn die Psychologen genau?
Schwierigkeiten im Verhalten der Menschen sind nur ein Teil des Studiums. Psychologen beschäftigen sich auch mit der menschlichen und persönlichen Entwicklung, mit den Fähigkeiten und Ressourcen des Menschen und mit seiner Interaktion mit der Umwelt. Sie versuchen den Menschen in seinem ganzen Sein zu verstehen.
Psychologen sind oft in der Prävention tätig. Dort findet man sie in den verschiedensten Bereichen, wie beispielsweise der Arbeits- und Organisationspsychologie, Rechtspsychologie, Umweltpsychologie oder auch Gesundheitspsychologie, um nur einige zu nennen. Hierbei sollen möglichst frühzeitig schwierige Entwicklungen oder Erlebnisse für Menschen erkannt, abgefedert und die Auswirkungen möglichst reduziert werden.
Prävention bedeutet damit Vorbeugung von mentalen Überlastungen, sozialen Konflikten, psychischen Störungen oder Krankheiten.
Psychologen unterstützen Menschen dabei, ihre seelische Widerstandsfähigkeit (ein Konzept der Resilienz ) weiter auszubilden, damit sie leichter mit Krisen umgehen können, ihre individuellen Ressourcen erkennen, wertschätzen und weiter ausbauen.
Psychotherapeuten
Wenn die Psychologen mit Ihrer Beratung schwierige Entwicklungen und Auswirkungen abfedern wollen, was tun dann Psychotherapeuten? Die Psychotherapie richtet sich vor allem an Menschen, die sich aufgrund von Lebensschwierigkeiten und seelischen Leiden für eine längerfristige und intensive Begleitung entscheiden, wobei es um Hilfe zur Selbsthilfe geht. Der Psychotherapeut untersucht gemeinsam mit Ihnen welche Bedingungen in Ihrem Leben zu Ihren jetzigen Schwierigkeiten und Symptomen geführt haben. Psychotherapien durchführen dürfen a) Psychologen, die nach ihrem Studium der Psychologie eine 3- bis 5-jährige Therapieausbildung in einem wissenschaftlich anerkannten Verfahren absolviert haben ( Psychologische Psychotherapeuten) oder b) Ärzte, die sich nach dem Studium der Medizin im Rahmen ihrer Facharztausbildung auf Psychotherapie spezialisiert haben ( Ärztliche Psychotherapeuten )
Sind das nicht die Psychiater?
Nein, Ärzte, die mit psychisch kranken Patienten arbeiten, werden Psychiater genannt (auch: Fachärzte für Psychiatrie ) oder Nervenärzte (auch: Fachärzte für Nervenheilkunde oder Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie ). Sie haben in ihren Facharztausbildungen vertiefte Kenntnisse über die Entstehung und den Verlauf psychischer Erkrankungen erworben. Sie haben gelernt psychiatrische Erkrankungen zu erkennen und diese mit Medikamenten zu behandeln. Teilweise werden auch Gespräche angeboten. Falls Gespräche möglich sind, finden diese oft in einer geringeren Frequenz als bei einem Psychotherapeuten statt und dauern zeitlich kürzer an. Gespräche bei einem Psychotherapeuten dauern 50 Minuten und finden in der Regel wöchentlich, in der analytischen Therapie sogar mehrere Male die Woche statt. Auch Neurologen behandeln psychiatrische und neurologische Diagnosen. Gemeinsam ist ihnen das Studium der Medizin und die Beschäftigung mit Forschung und Behandlung des menschlichen Körpers sowie deren Funktion, Beschaffenheit sowie Krankheiten. Fachärzte haben sich zusätzlich in einer zusätzlichen Fachrichtung weiter spezialisiert. In älteren Weiterbildungsordnungen umfasst die Ausbildung zum Psychiater oder Nervenarzt noch nicht den Bereich Psychotherapie. In neueren Facharztausbildungen für Psychiatrie ist die Psychotherapie bereits Teil der Ausbildung „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“.
Nice to know: die Ausbildung zum Psychotherapeuten war bisher erst nach einem Psychologie-Studium möglich, dies verändert sich aktuell. In der Zukunft kann entweder der Studiengang Psychologie oder gleich der Studiengang Psychotherapie gewählt werden.
Welche Therapierichtungen bieten Psychologische und Ärztliche Psychotherapeuten an?
Es gibt diverse Richtungen. Von den Krankenkassen übernommen werden jedoch nur die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie, die psychoanalytische Therapie und die systemische Therapie, sofern der Therapeut einen Kassensitz im jeweiligen Verfahren erworben hat. Viele Psychotherapeuten bieten diese Therapieformen im Kostenerstattungsverfahren oder für Selbstzahler an.
Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass gelerntes Verhalten zu Belastungen im heutigen Erleben führt und versucht mit Hilfe von Strategien, ein neues Verhalten einzuüben und destruktive Denkmuster zu durchbrechen.
Die tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie nimmt das Unbewusste, die Beziehung zwischen Klient und Therapeut unter die Lupe und sucht nach Ursachen in der Vergangenheit. Im Gegensatz zur klassischen Psychoanalyse ist sie sehr viel fokussierter. Die
analytische Therapie kommt wohl am ehesten dem klassischen Bild aus Film und Fernsehen nahe: häufig liegt der Klient auf der Couch, der Psychoanalytiker sitzt hinter ihm und lässt ihn frei reden (im Psychotherapeuten-Jargon auch
assoziieren genannt). Da die Sitzungen mehrmals in der Woche stattfinden, liegt auch hier die Beziehung zwischen Therapeut und Klient im Vordergrund während die Lebensgeschichte des Analysanden aufgearbeitet wird. Ein Hauptgedanke der
Systemischen Therapie ist, dass zur Veränderung von Problemen weniger auf die zu behandelnde Person allein fokussiert wird, sondern auf das soziale Netzwerk insgesamt. Neben Einzeltherapie wird auch mit Familien, Paaren oder Organisationen gearbeitet.
Was ist mit den zahlreichen Praxen für Psychotherapie?
Häufig sind hiermit Praxen von Psychologischen und Ärztlichen Psychotherapeuten gemeint, die ihre Therapien in diesen Räumlichkeiten anbieten. Aber auch ein Heilpraktiker für Psychotherapie darf eine solche Praxis eröffnen. Der Heilpraktiker hat ebenfalls psychologisches und psychiatrisches Wissen erworben. Sie integrieren häufig auch alternative Verfahren in ihre Angebote, die größtenteils (noch) nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Diese Ausbildung verlangt jedoch kein Studium der Psychologie und dauert in der Regel 2 Jahre. Heilpraktiker erwerben ihr psychologisches Wissen häufig nicht an der Universität sondern an einer privaten Akademie und können bisher nicht mit den Krankenkassen abrechnen.
Aber auch Psychologen sind häufig Heilpraktiker für Psychotherapie, da sie über ein breites Wissen psychischer Erkrankungen verfügen.
Und die Physiotherapeuten?
Auch wenn neue wissenschaftliche Studien zeigen, dass Körper und Geist enger miteinander verwoben sind, als man bisher annahm, so sind die Physiotherapeuten doch nicht im Bereich der menschlichen Psyche tätig. Sie kümmern sich stattdessen um unsere körperliche Funktionsfähigkeit und finden Wege für körperliches Wohlbefinden. Eine zeitgleiche Behandlung beim Physiotherapeuten und Psychotherapeuten schließt sich also nicht aus und kann für geistiges und körperliches Wachstum sehr förderlich sein.
Bleibt noch der klassische Doktor:
Wir sind es gewohnt, unsere Ärzte mit dem Doktortitel anzusprechen. Doch wer darf wirklich Doktor genannt werden? Klassischerweise darf sich jeder, der eine wissenschaftliche Arbeit, beispielsweise in der Forschung, an einer Universität eingereicht und verteidigt hat, so nennen. Ganz egal aus welchem Studiengang. Mediziner sind oft Doktoren. Aber auch ein Psychologe oder Sozialarbeiter kann sich Doktor nennen, wenn er eben promoviert hat.
Wir hoffen, wir konnten etwas Licht in das Dunkel bringen! Gibt es noch einen Begriff im medizinischen Versorgungssystem, den Sie hier vermissen? Haben Sie weitere Fragen? Zögern Sie nicht und hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar! Wir freuen uns über Ihre Eindrücke, Fragen und Rückmeldungen! Diese werden nicht veröffentlicht.