Gelassen und gut gelaunt durch Herbst und Winter

Malena Schulz, Birgit Meyer & Uta Sophie Hobohm • 13. Oktober 2020

Müde auf dem Sofa liegen, draußen ist es dunkel, der Antrieb fehlt. Was soll es auch schon nützen, bei der Dunkelheit, die gerade jetzt im Herbst und Winter täglich Tage früher beendet und später beginnen lässt, vor die Tür zu gehen? 

Wenn es draußen nass ist, die ersten Herbststürme wehen, der erste Frost sich über das Land legt, ziehen sich Menschen gerne zurück. Der abrupte Wechsel von heißen Sommertagen im August, vom milden September in den manchmal noch „goldenen“ Oktober, oder auch oft stürmischen Herbst, hin zu viel Dunkelheit, Kälte und Nässe im November und Dezember. Das bedeutet Hochleistungsarbeit für unsere Körper, die sich nun auf eine Zeit der Dunkelheit einstellen müssen. Viele Menschen berichten von Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit und Stimmungsschwankungen, die sie im Herbst und Winter befallen. Andere ziehen sich zurück, bewegen sich weniger, die Motivation lässt nach. 


Wissenschaftler haben herausgefunden: es gibt sie wirklich, die sogenannte saisonale Depression, auch Winterdepression genannt. Evolutionär gesehen laufen wir im Winter auf Sparflamme, um mit Energie und Kraft zu haushalten, denn die Winter in unseren Breitengraden können lange und vor allem dunkel sein. Darum haben wir uns gefragt: warum dieses Wissen unserer Urahnen nicht nutzen und mit einer Vorfreude in die dunkle Jahreszeit starten. Wie soll denn das gehen?, werden Sie sich jetzt vermutlich fragen. Probieren Sie es ruhig mal aus – mit dem, wozu die nächsten Monate geradezu einladen: Ruhe, Gelassenheit, Achtsamkeit, Innehalten und Bewegung. Wir haben Ihnen ein paar Anregungen zusammengestellt:


Ruhe? Fast schon ein Fremdwort in unserer schnelllebigen Gesellschaft. Unser Alltag ist oft vollgestopft mit einer Fülle an Pflichtaufgaben, Terminen, Arbeit und dann wollen die sozialen Kontakte natürlich auch noch gepflegt sein. Im Sommer haken wir an einem Tag mühelos viele dieser Anforderungen ab, die Tage sind lang und ein freundschaftliches oder Familientreffen lässt sich leicht am späten Abend arrangieren, vielleicht gar draußen beim Grillen oder im Restaurant. Im Herbst und Winter hingegen locken statt dem Bier mit dem Nachbarn eher die Couch und der Fernseher. Uns fehlt die Kraft für weitere Aktivitäten. Körper und Seele benötigen Energie und Ruhepausen, um ihre Akkus wieder aufzuladen. 


Wie können Sie dieses Wissen für sich nutzen? Wie wäre es mit mindestens einer ruhigen Aktivität am Tag? Das kann eine Meditation oder ein Entspannungsverfahren sein. Studien bestätigen die Effektivität der regelmäßigen Ausübung dieser Verfahren. So wird beispielsweise durch die regelmäßige Anwendung von Autogenem Training der Blutdruck nachhaltig gesenkt. Ein Grund mehr, sich täglich diese Portion Energie zu gönnen. Meditationen und Entspannungsverfahren sind nicht nur etwas für zuhause, sie können auch während des Arbeitsalltags oder in Pausen eingesetzt werden und sorgen so für einen richtigen Energie-Schub. Probieren Sie es aus!


Aber auch Achtsamkeit bzw. Innehalten kann für Körper, Geist und Seele sehr heilsam sein. Innehalten bedeutet, sich Zeit für sich zu nehmen, einen Moment nur bei sich und den eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen zu bleiben. Es ist wie ein Geschenk an sich selbst! Gönnen Sie sich Momente, in denen Sie ganz bewusst, tief ein- und langsam wieder ausatmen. Achten Sie dabei darauf, wie Ihre Bauchdecke sich hebt und senkt. Bleiben Sie bei sich, wenn sich Gedanken dazwischenschalten, lassen Sie sie vorbeiziehen, indem Sie sich vorstellen, wie sie diese auf einer Rakete zum Mond schießen oder die nächste Wolke sie davonträgt.


Vielleicht mögen Sie dabei eine CD hören? Vielleicht möchten Sie dabei von einer Stimme begleitet werden, die Sie mitnimmt auf eine Fantasiereise oder Ihre Meditation begleitet? Imaginationen , also innere Bilder, die jeder von uns in sich trägt, können heilsam und wohltuend sein. Es gibt viele tolle Anleitungen, Videos und CD´s hierzu, für jeden ist etwas dabei. Besonders empfehlen möchten wir die CD „Imagination als heilsame Kraft“ von der Psychotherapeutin Luise Reddemann und CD´s von Robert Betz, z.B. „Komm in deine Mitte“, welches viele kurze Meditationen beinhaltet und damit gut im Alltag integrierbar sind. Viel Spaß beim Träumen und Fantasieren !


Alles etwas langsamer, gelassener angehen lassen, nicht über die eigenen Kraftreserven gehen, ist wichtig, denn im Winter benötigen wir länger, um wieder in unsere Kraft zu kommen. Das bedeutet? Ruhig mal eine Aufgabe auf den nächsten Tag verschieben, sich eine Pause gönnen oder mehrere, sich Zeit lassen während man eine Pflicht ausübt, sich zwischendurch um sich kümmern. Ganz getreu dem Motto „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss“. Vielleicht möchten Sie jetzt entgegnen, „aber es heißt doch: erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Versuchen Sie, nur so viel Arbeit anzugehen, wie nötig und sich für jeden Tag mindestens ein Vergnügen vorzunehmen. Sie werden bemerken, dass Sie mit der Zeit kein schlechtes Gewissen haben müssen. Aufgaben erledigen sich genauso gut, wenn Sie sie in einem langsamen Tempo angehen. Unter High Speed passieren deutlich mehr Fehler, die Arbeit verdoppelt sich. Übrigens vermindert das langfristig auch das Risiko an Burnout und körperlichen Einschränkungen zu erkranken und ist gut fürs Immunsystem. In der Grippe- und Erkältungszeit schon immer, aber auch gerade aktuell ein großes und wichtiges Thema.


Wenn Sie für hinreichend viele entspannte, gelassene und achtsame Momente in Ihrem Alltag sorgen, werden Sie merken, dass Sie zu mehr Energie und guter Laune kommen. Wichtig ist, auch im Herbst und Winter genug Bewegung zu bekommen. Unsere Urahnen waren immer in Bewegung, auch in der dunklen Jahreszeit. Wenn Sie ein Draußen-Sportler oder Natur-Fan sind, können Sie sich mit einer Stirnlampe und entsprechend den Wetterbedingungen angepasster Sportbekleidung auch bei Dunkelheit eine Draußen-Sporteinheit gönnen. Passen Sie die Zeiten Ihrem körperlichen Befinden an und planen Sie so eine Sporteinheit oder vielleicht auch mehrere Spaziergänge, bei denen Sie das bunte Herbstlaub genießen, regelmäßig in ihre Woche ein. Treffen Sie eine Verabredung mit sich. Sorgen Sie dafür, diese einzuhalten, zum Beispiel, indem Sie sich verabreden oder sich den Hund von nebenan ausleihen. Vielleicht können Sie auch morgens früher aufstehen und eine kurze Bewegungseinheit wahrnehmen. 


Wenn Sie im Winter nicht so gerne rausgehen, prüfen Sie, wie es mit Hallensportmöglichkeiten in Ihrer Nähe aussieht oder ob Sie gerne in ein Fitnessstudio ausweichen möchten. Übrigens zeugt diese Art von Planung von Achtsamkeit: Sie achten auf sich und Ihre körperlichen Bedürfnisse und räumen ihnen genug Zeit ein. Sie können in Bewegung den Moment genießen, innehalten, die Natur wahrnehmen oder Sie erfreuen sich an der sportlichen Aktivität drinnen und draußen. Genauso achtsam sollten Sie mit Symptomen von Erkältung sein, denn auch schon vor Corona war es nicht ungefährlich, mit einer Erkrankung Sport zu treiben. Gleichzeitig führt Bewegung zur Ausschüttung von Glückshormonen: die können wir im Herbst und Winter allemal gebrauchen!


Und noch etwas: alles, wo Sie mit Freude und Spaß herangehen, regt das Belohnungszentrum in Gehirn an und steigert Ihr Wohlbefinden. Das können z.B. Treffen mit Freunden, spontane Kurztrips, sich in einem Restaurant oder Wellness Tempel verwöhnen lassen, sein. Hören Sie auf Ihre innere Stimme und gönnen Sie sich auch mal etwas.


In diesem Sinne: wir wünschen ihnen einen fröhlichen, besinnlichen, gelassenen und entspannten Herbst und Winter!


Haben Sie Fragen, Ergänzungen oder vielleicht sogar Erfahrungen mit diesen Tipps gemacht? Ich freue mich, wenn Sie mich kontaktieren. Wenn Sie in Zukunft Tipps und Tricks ganz frisch in Ihren Postkasten haben möchten, tragen Sie sich gern in den Newsletter ein.

Schreiben Sie mir Ihre Meinung

Winterdepression
von Malena Schulz, Birgit Meyer & Uta Sophie Hobohm 13. Oktober 2020
Müde auf dem Sofa liegen, draußen ist es dunkel, der Antrieb fehlt. Was soll es auch schon nützen, bei der Dunkelheit, die gerade jetzt im Herbst und Winter täglich Tage früher beendet und später beginnen lässt, vor die Tür zu gehen?
von Malena Schulz, Uta Sophie Hobohm 29. Juni 2020
Who knows that? Longed for a time off at your dream destination, that you literally “worked out” your vacation? And as soon as you have arrived, at the holiday resort or, which many have probably considered this year, on balconies, in the garden or in your own environment, things start to get worse. Your partner doesn't want what you want. He/she blames you. The children are annoying. Interests clash. And you are wondering whether such a vacation alone would not have been a worthwhile alternative? Stop! Your vacation doesn't have to end like this! What can help? Communication! "Communication ???" you ask yourself? Yes exactly! As Paul Watzlawick used to say: "You cannot NOT communicate". Why that? You may be asking "I'm telling him / her what annoys me". And this is exactly the sticking point. We are used to constantly judging people and telling them what we don't like about them. How about another variant? The American psychologist Marshall Rosenberg, who developed the concept of nonviolent communication, suggests that one should be impartial and respectful to the other. How it works? First of all, Rosenberg advises not to evaluate what happened. Practically, it looks like this: if your partner throws laundry on the floor, instead of putting it in the suitcase or closet and you tell him "You ALWAYS throw your laundry on the floor", he or she will probably start a counterattack . You will surely have to listen tothe reply, that you are again a nagging, nagging nervous aunt or a lousy peter. Or that you are ALWAYS scolding. And now the exchange of blows starts and you are involved in evaluations and judgments. Rosenberg suggests not to assess the situation, but to present it in a matter-of-fact and objective manner. In our case, that would be "I see laundry on the floor." Yes, okay, but is there something missing? Yes, it is important to speak of yourself, your own perspective and your own feelings. How do I feel seeing my partner throwing the laundry on the floor? Do I feel annoyed, tense, under pressure, am I excited, angry or does it make me uneasy? And what is actually my need, which is behind the untidy room? Maybe I'm annoyed because I have a need for order. Maybe I'm also annoyed because I had a hard day and don't want to clean up the room. It would be important to remain calm and to express exactly that, my own feelings and wishes or needs. "I see laundry from you lying on the floor. I get restless from my evaluations ("He / she never takes care of me") because I have a need for order and structure in our room. Very nice! But something is still missing. What specific concerns do I have about my partner? What should he / she do, what do I wish for, what should be different, so that my need for order is met? That should also be discussed. "I would like us both to put our laundry in the closet in the morning so that we can return to a tidy room in the afternoon." And then ask your partner if it would be okay for him or her or if he / she has objections and maybe even other suggestions. "Do you agree? Do you have any other ideas? How do you feel about it? " Rosenberg also suggests asking the other person whether what I have said has been received by the other person. "How did you understand what I said?" Sometimes it is very exciting to see how the other person puts their own perceptions and evaluations in our concern! This needs to be checked. If your partner says no, he/she are likely to be prevented from doing so by his/her own important need. Maybe the vacation time is the only time he or she can start relaxed in the morning, maybe he or she would be open to put the laundry in the closet at noon or in the afternoon. Again in short: 1) First, describe the situation that led to the conflict without evaluating it. "I see laundry lying on the floor." 2) Name the feeling you had for this. "I am restless" 3) Name your need "I need order" 4) Formulate a request that contains your wish or need. "Can we clean up the room together in the morning?" "Can you put the laundry in the closet in the morning?" 5) Make sure that your concerns have been understood by others. "What did you understand?" "How did you understand what I said?" If you keep these 5 steps in mind and maybe take them into account one time or another, you are prepared for the next discussion and your vacation will be what you want it to be: relaxing, harmonious. Rosenberg recommends that you keep aware of these steps and practice "non-violent communication" regularly, ideally in any interpersonal situation, in order to learn a language free of conflict. Sometimes it is helpful to give yourself a little empathy before speaking to your partner. In the sense: "Oh no, now his / her things are lying on the floor, that makes me very fidgety, because I need more order in our common rooms to feel good." "To address the point without reproaching him / her, I hope I can make him/her unterstand my need." If you are curious, we recommend reading “Nonviolent Communication - A Language of Life” by Marshall B. Rosenberg. If you would like further information on this topic or would like to leave us a comment, please use the following form. Your comments will not be published.
von Malena Schulz, Uta Sophie Hobohm 29. Juni 2020
Wer kennt das nicht? Lange herbeigesehnt, vor der Auszeit nochmal richtig gepowert, sodass Sie sich den Urlaub im wahrsten Sinne des Wortes förmlich „erarbeitet“ haben? Und kaum sind Sie angekommen, am Urlaubsort, fängt es an zu kriseln. Und Sie fragen sich, ob so ein Urlaub alleine nicht eine nennenswerte Alternative gewesen wäre?
Stress, Burnout, Depression, Online Beratung, psychologische Beratung
von Uta Sophie Hobohm 18. Mai 2020
Ein permanentes Gefühl der Unruhe, wenig Freude an Freizeitaktivitäten, ein veränderter Schlafrhytmus bis hin zu Schlafstörungen, Müdigkeit, Gereiztheit können die Folge sein. Sie können einfach nicht abschalten, loslassen und genießen. Dauerstress lässt sich im Urlaub nicht einfach abschalten oder verdrängen, vor allem bei Menschen, die im Allgemeinen nicht gut entspannen können.
von Uta Sophie Hobohm 18. Mai 2020
Permanent excessive demand can result in a permanent feeling of restlessness, little pleasure in leisure activities, a change in the sleep rhythm up to insomnia, fatigue or irritability. We just can't switch off, let go and enjoy. Permanent stress cannot simply be switched off or suppressed on vacation, especially for people having general problems with conscious relaxing. Simple but effective relaxation techniques, but also conscious mental restructuring can help here.
von Malena Schulz, Birgit Meyer, Uta Sophie Hobohm 7. April 2020
Womit fangen wir an? Vielleicht mit den klassischen Psychologen , die Sie sicher aus Film und Fernsehen kennen. Die Couch und so… Gut, die Couch steht nur in einigen Behandlungszimmern, aber lassen wir das fürs Erste und kommen später darauf zurück. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, die Psychologen. Hier geht die erste Verwirrung schon los. Es gibt Diplom-Psychologen . Die haben einen Universitätsabschluss in Psychologie. Seit einigen Jahren stürmen aber auch B. Sc.- und M. Sc.-Psychologen den Markt. Was hat es damit auf sich? So kompliziert es klingt, so war der Grundgedanke der Politik ganz einfach. Das deutsche Diplom sollte gegen zwei alternative Abschlüsse eingetauscht werden: Bachelor und Master. Im Falle der Psychologie, die zu den Naturwissenschaften zählt, in den Bachelor of Science (B. Sc.) und den Master of Science (M. Sc.). Die Abschaffung des Diploms und die Einführung der neuen Abschlüsse sollte einen internationalen Vergleich sichern. Heutzutage gibt es nicht nur viele M. Sc.-Psychologen. Nein, fast jedes universitäre Studium bildet Bachelor und Master-Studenten aus. Wie lange dauert so ein Studium der Psychologie? In der Regel sind Studenten 3 Jahre mit dem Bachelor, in dem Grundlagen der Psychologie, also der Wissenschaft vom Erleben und Verhalten der Menschen, beschäftigt. Ungefähr 2 Jahre nimmt der Master-Abschluss in Anspruch, der häufig eine Spezialisierung, zum Beispiel im klinischen Bereich, beinhaltet. Sind es denn die Psychologen, bei denen ich eine Therapie, Beratung oder ein Coaching wahrnehmen kann? Ja und nein…Es wird noch komplizierter. Ein Psychologe darf beraten und coachen, eine Therapie darf er nur mit angeschlossener Weiterbildung in Psychotherapie anbieten, das heißt wenn er Psychotherapeut oder Heilpraktiker für Psychotherapie ist. Dazu später mehr. Was machen denn die Psychologen genau? Schwierigkeiten im Verhalten der Menschen sind nur ein Teil des Studiums. Psychologen beschäftigen sich auch mit der menschlichen und persönlichen Entwicklung, mit den Fähigkeiten und Ressourcen des Menschen und mit seiner Interaktion mit der Umwelt. Sie versuchen den Menschen in seinem ganzen Sein zu verstehen. Psychologen sind oft in der Prävention tätig. Dort findet man sie in den verschiedensten Bereichen, wie beispielsweise der Arbeits- und Organisationspsychologie, Rechtspsychologie, Umweltpsychologie oder auch Gesundheitspsychologie, um nur einige zu nennen. Hierbei sollen möglichst frühzeitig schwierige Entwicklungen oder Erlebnisse für Menschen erkannt, abgefedert und die Auswirkungen möglichst reduziert werden. Prävention bedeutet damit Vorbeugung von mentalen Überlastungen, sozialen Konflikten, psychischen Störungen oder Krankheiten. Psychologen unterstützen Menschen dabei, ihre seelische Widerstandsfähigkeit (ein Konzept der Resilienz ) weiter auszubilden, damit sie leichter mit Krisen umgehen können, ihre individuellen Ressourcen erkennen, wertschätzen und weiter ausbauen. Psychotherapeuten Wenn die Psychologen mit Ihrer Beratung schwierige Entwicklungen und Auswirkungen abfedern wollen, was tun dann Psychotherapeuten? Die Psychotherapie richtet sich vor allem an Menschen, die sich aufgrund von Lebensschwierigkeiten und seelischen Leiden für eine längerfristige und intensive Begleitung entscheiden, wobei es um Hilfe zur Selbsthilfe geht. Der Psychotherapeut untersucht gemeinsam mit Ihnen welche Bedingungen in Ihrem Leben zu Ihren jetzigen Schwierigkeiten und Symptomen geführt haben. Psychotherapien durchführen dürfen a) Psychologen, die nach ihrem Studium der Psychologie eine 3- bis 5-jährige Therapieausbildung in einem wissenschaftlich anerkannten Verfahren absolviert haben ( Psychologische Psychotherapeuten) oder b) Ärzte, die sich nach dem Studium der Medizin im Rahmen ihrer Facharztausbildung auf Psychotherapie spezialisiert haben ( Ärztliche Psychotherapeuten ) Sind das nicht die Psychiater? Nein, Ärzte, die mit psychisch kranken Patienten arbeiten, werden Psychiater genannt (auch: Fachärzte für Psychiatrie ) oder Nervenärzte (auch: Fachärzte für Nervenheilkunde oder Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie ). Sie haben in ihren Facharztausbildungen vertiefte Kenntnisse über die Entstehung und den Verlauf psychischer Erkrankungen erworben. Sie haben gelernt psychiatrische Erkrankungen zu erkennen und diese mit Medikamenten zu behandeln. Teilweise werden auch Gespräche angeboten. Falls Gespräche möglich sind, finden diese oft in einer geringeren Frequenz als bei einem Psychotherapeuten statt und dauern zeitlich kürzer an. Gespräche bei einem Psychotherapeuten dauern 50 Minuten und finden in der Regel wöchentlich, in der analytischen Therapie sogar mehrere Male die Woche statt. Auch Neurologen behandeln psychiatrische und neurologische Diagnosen. Gemeinsam ist ihnen das Studium der Medizin und die Beschäftigung mit Forschung und Behandlung des menschlichen Körpers sowie deren Funktion, Beschaffenheit sowie Krankheiten. Fachärzte haben sich zusätzlich in einer zusätzlichen Fachrichtung weiter spezialisiert. In älteren Weiterbildungsordnungen umfasst die Ausbildung zum Psychiater oder Nervenarzt noch nicht den Bereich Psychotherapie. In neueren Facharztausbildungen für Psychiatrie ist die Psychotherapie bereits Teil der Ausbildung „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“. Nice to know: die Ausbildung zum Psychotherapeuten war bisher erst nach einem Psychologie-Studium möglich, dies verändert sich aktuell. In der Zukunft kann entweder der Studiengang Psychologie oder gleich der Studiengang Psychotherapie gewählt werden. Welche Therapierichtungen bieten Psychologische und Ärztliche Psychotherapeuten an? Es gibt diverse Richtungen. Von den Krankenkassen übernommen werden jedoch nur die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie, die psychoanalytische Therapie und die systemische Therapie, sofern der Therapeut einen Kassensitz im jeweiligen Verfahren erworben hat. Viele Psychotherapeuten bieten diese Therapieformen im Kostenerstattungsverfahren oder für Selbstzahler an. Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass gelerntes Verhalten zu Belastungen im heutigen Erleben führt und versucht mit Hilfe von Strategien, ein neues Verhalten einzuüben und destruktive Denkmuster zu durchbrechen. Die tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie nimmt das Unbewusste, die Beziehung zwischen Klient und Therapeut unter die Lupe und sucht nach Ursachen in der Vergangenheit. Im Gegensatz zur klassischen Psychoanalyse ist sie sehr viel fokussierter. Die analytische Therapie kommt wohl am ehesten dem klassischen Bild aus Film und Fernsehen nahe: häufig liegt der Klient auf der Couch, der Psychoanalytiker sitzt hinter ihm und lässt ihn frei reden (im Psychotherapeuten-Jargon auch assoziieren genannt). Da die Sitzungen mehrmals in der Woche stattfinden, liegt auch hier die Beziehung zwischen Therapeut und Klient im Vordergrund während die Lebensgeschichte des Analysanden aufgearbeitet wird. Ein Hauptgedanke der Systemischen Therapie ist, dass zur Veränderung von Problemen weniger auf die zu behandelnde Person allein fokussiert wird, sondern auf das soziale Netzwerk insgesamt. Neben Einzeltherapie wird auch mit Familien, Paaren oder Organisationen gearbeitet. Was ist mit den zahlreichen Praxen für Psychotherapie? Häufig sind hiermit Praxen von Psychologischen und Ärztlichen Psychotherapeuten gemeint, die ihre Therapien in diesen Räumlichkeiten anbieten. Aber auch ein Heilpraktiker für Psychotherapie darf eine solche Praxis eröffnen. Der Heilpraktiker hat ebenfalls psychologisches und psychiatrisches Wissen erworben. Sie integrieren häufig auch alternative Verfahren in ihre Angebote, die größtenteils (noch) nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Diese Ausbildung verlangt jedoch kein Studium der Psychologie und dauert in der Regel 2 Jahre. Heilpraktiker erwerben ihr psychologisches Wissen häufig nicht an der Universität sondern an einer privaten Akademie und können bisher nicht mit den Krankenkassen abrechnen. Aber auch Psychologen sind häufig Heilpraktiker für Psychotherapie, da sie über ein breites Wissen psychischer Erkrankungen verfügen. Und die Physiotherapeuten? Auch wenn neue wissenschaftliche Studien zeigen, dass Körper und Geist enger miteinander verwoben sind, als man bisher annahm, so sind die Physiotherapeuten doch nicht im Bereich der menschlichen Psyche tätig. Sie kümmern sich stattdessen um unsere körperliche Funktionsfähigkeit und finden Wege für körperliches Wohlbefinden. Eine zeitgleiche Behandlung beim Physiotherapeuten und Psychotherapeuten schließt sich also nicht aus und kann für geistiges und körperliches Wachstum sehr förderlich sein. Bleibt noch der klassische Doktor: Wir sind es gewohnt, unsere Ärzte mit dem Doktortitel anzusprechen. Doch wer darf wirklich Doktor genannt werden? Klassischerweise darf sich jeder, der eine wissenschaftliche Arbeit, beispielsweise in der Forschung, an einer Universität eingereicht und verteidigt hat, so nennen. Ganz egal aus welchem Studiengang. Mediziner sind oft Doktoren. Aber auch ein Psychologe oder Sozialarbeiter kann sich Doktor nennen, wenn er eben promoviert hat. Wir hoffen, wir konnten etwas Licht in das Dunkel bringen! Gibt es noch einen Begriff im medizinischen Versorgungssystem, den Sie hier vermissen? Haben Sie weitere Fragen? Zögern Sie nicht und hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar! Wir freuen uns über Ihre Eindrücke, Fragen und Rückmeldungen! Diese werden nicht veröffentlicht.
Stress, Burnout, Depression, Müdigkeit, Abgespannt, ausgebrannt, Online Beratung
von Uta Sophie Hobohm 19. Februar 2020
Das Phänomen, dass heute als "Stress" bezeichnet wird, hat viele Gesichter. Seine Symptome, die Auswirkungen auf uns selbst und unser Umfeld, die Wechselwirkungen zwischen Berufs- und Privatleben, sogenannte Spillover, sind so individuell, wie wir selbst.
von Uta-Sophie Hobohm 19. Februar 2020
The phenomenon that is defined as "stress" has many faces. It´s symptoms, the effects on ourselves and our environment, the interactions between work and private life, so-called spillovers, are as individual as we are.
Weitere Beiträge
Share by: